Fütterungsratgeber für vierbeinige Senioren

Fütterungsratgeber für vierbeinige Senioren

Als Hundebesitzer hat man die Qual der Wahl, wenn es um die Fütterung geht.

Hunde können auf vielerlei Wege gut ernährt werden, entweder mit Fertigfutter, einer hausgemachten Ration - die dann gekocht oder roh gefüttert werden kann - oder einer Kombination aus beidem. Jede Fütterungsform hat ihre Vor- und Nachteile und bei jeder Variante gilt es verschiedene Punkte zu beachten.Das Ziel jeder Fütterungsform sollte immer sein, seinem Tier eine ausgewogene Ration anzubieten. Der Begriff ausgewogen wird oft sinngemäß für abwechslungsreich verwendet. Eine abwechslungsreiche Ernährung ist allerdings weitgehend ein Bedürfnis des Menschen, bzw. wird für die menschliche Ernährung empfohlen. Eine einseitige Ernährung wird daher als negativ und ungesund angesehen. Für den Hund gilt jedoch, dass die Fütterung dann ausgewogen ist, wenn alle Nährstoffe in bedarfsgerechten Mengen zugeführt werden. Eine gewisse Abwechslung ist sicherlich nicht schädlich und gefällt auch dem Hund, ob und inwieweit dies jedoch tatsächlich gesundheitliche Vorteile für den Hund bietet, ist unklar.

Bei Fertigfutter sollte darauf geachtet werden, dass ein Alleinfutter gefüttert wird.

Alleinfutter enthalten bereits alle Nährstoffe in bedarfsgerechten Mengen. Daher sollten Alleinfutter nicht zusätzlich mit Vitamin- oder Mineralstoffpräparaten ergänzt werden, da es dann schnell zu Überversorgungen kommt. Viele Hersteller bieten Produkte für verschiedene Altersklassen an, die an die speziellen Bedürfnisse in den unterschiedlichen Lebensphasen angepasst sind.Bei hausgemachten Rationen besteht die Schwierigkeit in der richtigen Kombination der Zutaten. Gewisse Grundkenntnisse über Inhaltsstoffe und Bedarfszahlen sind daher nötig. Es sollte immer ein vitaminiertes Mineralfutter ergänzend gefüttert werden, sonst kommt es zu Mangelernährung. Dies kommt besonders häufig bei Barf-Rationen vor. Hier wird oft suggeriert, dass keine Ergänzung nötig ist, da alle Zutaten natürlich sind. Dies ist ein Irrglauben. Die meisten Fehlversorgungen betreffen Calcium, Kupfer, Zink, Mangan, Jod, Vitamin A und D und die essentielle Fettsäure Linolsäure. Der überwiegende Anteil der frei erhältlichen Barf-Rezepte, sei es aus dem Internet, Futterhandel oder Büchern, sind fehlerhaft. Auch vor vermeintlichen „Komplettfuttermischungen“ oder als „Vollwertkost“ bezeichnete Barfmenüs sei gewarnt. Wer immer sein Tier frisch und abwechslungsreich ernähren möchte, egal ob jung oder alt, gesund oder krank, sollte sich unbedingt von einem Fachmann beraten lassen, damit keine unbeabsichtigten Fütterungsfehler passieren.

Spezielle Bedürfnisse von Senioren

Wann ein Hund als Senior gilt ist abhängig von der Rasse bzw. der Größe des Hundes. Kleine Hunde werden in der Regel älter als große Rassen, d.h. sie altern auch etwas später. Bei kleinen Rassen ist dies etwa ab dem 10. Lebensjahr, bei großen Rassen bereits etwa ab dem 7. Lebensjahr. Natürlich gibt es individuelle Unterschiede.Der Alterungsprozess ist gekennzeichnet durch eine abnehmende Anpassungs- und Kompensationsfähigkeit auf äußere und innere Stressfaktoren. Damit verbunden sind Funktionseinschränkungen der Organsysteme und eine höhere Krankheitsanfälligkeit. Außerdem nehmen Aktivität und der Anteil an Muskelmasse ab, der Körperfettanteil hingegen nimmt zu. Bei älteren Tieren sinkt daher vor allem der Bedarf an Energie, während sich der Bedarf an Nährstoffen im Wesentlichen nicht verändert – vorausgesetzt der Hund hat keine Erkrankung, die eine besondere Diät erfordern.Praktisch bedeutet das einen geringeren Futterbedarf (denn Futtermenge = Energie).Wenn der Hund auf einmal zunimmt, sollte die bisherige Futtermenge um 20 - 30% reduziert werden. Trotzdem braucht der Hund nach wie vor die gleiche Menge an Nährstoffen. Der Wechsel auf ein spezielles Futter für Senioren mit höherer Nährstoffdichte ist daher sinnvoll. Meist haben diese auch einen angepassten Eiweißgehalt und mehr Ballaststoffe (= „Rohfaser“) bei einem erniedrigten Kaloriengehalt. Auch der Gehalt an Antioxidantien und Zink kann höher sein.Ein höherer Ballaststoffanteil ist bei älteren Tieren günstig, da viele Tiere zu Verstopfungen neigen, weil die Darmtätigkeit oft reduziert ist. Der Rohfasergehalt sollte bei Trockenfutter über 7,5% und bei Nass-/Frischfutter über 1,7% liegen. Alternativ kann man dem Futter Flohsamen (1-3 TL pro 5-10 kg Körpergewicht [KG]), Futterzellulose (0,5-1g/kg KG), geraspeltes Gemüse oder Weizenkleie beimengen. Bei Problemen mit der Darmflora können Pro- und Präbiotika eingesetzt werden. Als Probiotika eignen sich Milchsäurebildner (Lactobacillus, Bifidobacterium, Enterococcus) oder bestimmte Hefen (Saccharomyces spp.). Als Präbiotika eignen sich Pektin, Laktose, Weizenkleie oder Obsttrester.Antioxidantien, zu denen Vitamin C und Vitamin E gehören, fangen freie Radikale ab und schützen so vor Oxidationsschäden z.B. an der DNA. Vereinfacht gesagt schützen sie vor Zellschädigung und können das Immunsystem stärken. Somit wird ihnen eine indirekt verzögernde Wirkung auf den Alterungsprozess zugesprochen, zumindest ist das die Hypothese. Trotzdem sollte man es nicht übertreiben, denn zuviel kann durchaus auch die Zellen schädigen. Vitamin C kann als Ascorbinsäure ergänzt werden oder in Form von Hagebuttenpulver, welches natürlicherweise viel Vitamin C enthält. Auch die Zufuhr an B-Vitaminen kann erhöht werden, z.B. durch die Ergänzung von Vitamin B-Komplex-Präparaten oder einfach Bierhefeflocken.Zink ist Bestandteil von zahlreichen Enzymen, die an Reparaturvorgängen beteiligt sind und somit sehr wichtig für die Immunabwehr. Die empfohlene Menge für Vitamin E und Zink beträgt jeweils 2 mg/kg KG/Tag.

Häufig haben ältere Hunde auch Probleme mit den Gelenken.

Hier kann man verschiedene Gelenkspräparate ergänzen, z.B. Chondroitin, Glukosaminoglukane oder Grünnlippmuschelextrakte. Der Handel bietet mittlerweile eine fast unüberschaubare Palette an speziellen Produkten. Grünlippmuschelextrakt enthält neben Chondroitin und Glukosamin auch Omega-3-Fettsäuren, Vitamin C und E, Zink, Kupfer und Mangan. Viel wichtiger als Futterzusätze jedoch bleibt die Vermeidung von Übergewicht, denn Übergewicht belastet die Gelenke besonders.

Die Funktion der Sinnesorgane lässt auch häufig nach.

Was die geistigen Fähigkeiten betrifft, so wird über eine Ergänzung mit Fischöl diskutiert. Fischöl enthält die wertvollen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA, die wichtig für die Funktion der Zellmembranen sind und außerdem entzündungshemmende Eigenschaften haben. Es kann täglich eine Fischölkapsel pro 10 kg Körpergewicht gegeben werden.Wenn Geruchs- und Geschmackssinn nachlassen, und der Appetit reduziert ist, kann man das Futter angewärmt anbieten. Dies verstärkt den Geruch des Futters. Man kann auch etwas Fleischbrühe oder Thunfischsaft zusetzen, etwas Bierhefe oder Milch, gelegentlich etwas grünen Pansen oder ein bisschen Leber. Manchmal hilft es, das Futter zu pürieren oder Babynahrung unterzumischen (Vorsicht: darauf achten, dass kein Zwiebel- oder Knoblauchpulver enthalten ist).Neben dem Geschmackssinn lässt häufig auch das Durstgefühl nach (ähnlich wie beim Menschen). Eine vermehrte Salzzufuhr ist nicht empfehlenswert (v.a. nicht bei Herzpatienten) und wohlschmeckende Getränke sollten nur gegeben werden, wenn der Hund weder übergewichtig noch nierenkrank ist. Auf keinen Fall darf die Wasserzufuhr limitiert werden, auch dann nicht, wenn man ein inkontinentes Tier zu Hause hat.